Grenzlande 1: Die Verpflichtung (German Edition) by Freeman Lorna
Autor:Freeman, Lorna [Freeman, Lorna]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2009-03-10T23:00:00+00:00
43
»Ich besitze viele Lagerhäuser, Euer Majestät«, erklärte Lord Maceal ibn Chause. »Ich habe im letzten Jahr möglicherweise eines an Lord Gherat vermietet. Ich lasse meinen Makler die Unterlagen durchsehen.«
Auf Befehl von König Jusson waren Lordkommandeur Thadro und Hauptmann Suiden mit einer gemischten Truppe aus Gardisten und Soldaten zu Losans Lagerhaus geritten, damit, wie Laurel Faena nachdrücklich betonte, die Schmuggelware auch noch da sein würde, wenn er dorthin kam. Der König hatte auch seine Getreuen zu Lord Chause geschickt, um ihn zu einem freundlichen Gespräch in den Palast zu bitten. Mein Onkel war hereingeschlendert, jeder Zoll ein Aristokrat. Mir warf er einen leicht herablassenden Blick zu, als wäre ich einfach zu langweilig, als dass er etwas anderes hätte empfinden können.
Die Sonne warf lange Schatten vor den Fenstern des Audienzsalons. Schon bald wurde es Zeit, zu Reiter Basels Beerdigung zu gehen. Lord Chause saß behaglich auf seinem Stuhl und streifte Lord Esclaur und Hauptmann Javes mit einem überdrüssigen Blick. Dann sah er König Jusson an. »Darf ich fragen, Euer Majestät, wie die Anklage gegen Gherat lautet?«
»Nein.«
»Oh. Gut, und was ist mit Teram?« Mein Onkel sah mich an. »Sag, Hase, hat dein Cousin tatsächlich versucht, eine Revolte in einem Locival-Kostüm anzuführen?«
Ich runzelte die Stirn, als er meine Verwandtschaft mit Flavan betonte, aber Jusson kam meiner Erwiderung zuvor. »Ich habe Sie auch nicht hergebeten, um über Teram ibn Flavan zu plaudern.«
Lord Chause lächelte schwach. »Verzeiht, Sire.«
König Jusson betrachtete meinen Onkel einen Moment. »Wissen Sie, wie dicht wir vor einem Krieg stehen, Maceal?«
»Ich dachte, Ihr hättet Euch dessen angenommen, Euer Majestät.«
»Nicht mit dem Haus von Flavan. Mit den Grenzlanden.«
»Ich habe diesen Unsinn über Elfenholz und Drachenhaut gehört, Sire.« Das Lächeln meines Onkels wurde noch spöttischer.
»Das ist kein Unsinn, Maceal«, erwiderte der König.
»Ich bitte erneut um Vergebung, Euer Majestät«, sagte Lord Chause. »Aber ich bin von den … den Grenzländern, die man zu uns geschickt hat, nicht sonderlich beeindruckt.« Er sah mich höhnisch an. »Ein unbeholfener Bauernjunge und ein dressiertes Tier.«
»War der Krieg mit den Grenzlanden auch so wenig beeindruckend?«, erkundigte sich Lord Esclaur.
»Ein Ammenmärchen, Esclaur«, erwiderte Lord Chause. »Kämpfende Bäume und singende Feen? Noch mehr Unsinn!«
»So viel Unsinn, Maceal«, antwortete König Jusson, »dass Iversterre um Frieden gebeten und sich glücklich geschätzt hat, ihn zu bekommen.«
Lord Chause öffnete seinen Mund.
»Ich habe Berichte über diese Schlacht gelesen«, kam Jusson meinem Onkel zuvor. »Sie stammten aus erster Hand.« Er beugte sich auf seinem Stuhl vor. »Es war nur eine Schlacht, Maceal. Nichts sonst, nicht mal gegenseitige Beleidigungen. Das Königreich Iversterre hat eine gehörige Tracht Prügel bekommen.« Die Augen des Königs funkelten. »Das ist kein Straßentheater.«
Eine Furche erschien zwischen den graumelierten Brauen meines Onkels und verdarb seine hochmütige Miene.
»Ich habe außerdem den Briefwechsel zwischen meinem Großvater, dem König und diesen ›Feen‹ gelesen. Und die daraus resultierenden Friedensverträge.« König Jussons Augen glitzerten noch mehr. »Wissen Sie, warum wir eine so starke Garnison in Veldecke haben?«
»Ich habe angenommen, um die Verrückten und Unzufriedenen aus den Grenzlanden abzuschrecken«, sagte Lord Chause, der immer noch versuchte, mit einer hochmütigen Miene sein Stirnrunzeln zu verdecken.
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